23.03.2022 | Faktencheck

Masken sind keine Unterwäsche

Seit dem 17. Februar 2022 wurden fast sämtliche Schutzmassnahmen zur Eindämmung der Covid-Pandemie aufgehoben. Die Maskenpflicht, die im Juni 2020 im öffentlichen Verkehr eingeführt wurde, bleibt allerdings weiterhin im Schweizer Alltag bestehen. Der Nutzen der Maske zur Eindämmung der Covid-Pandemie wurde mehrfach in Frage gestellt. 


Eine benutzte FFP3 Hygienemaske liegt am 3. November 2020 in Zürich weggeworfen auf dem Boden. Foto: Keystone-SDA / Gaëtan Bally
Eine benutzte FFP3 Hygienemaske liegt am 3. November 2020 in Zürich weggeworfen auf dem Boden. Foto: Keystone-SDA / Gaëtan Bally
Behauptung

In den sozialen Netzwerken wird das Tragen der Maske mit dem Tragen von Unterwäsche verglichen. «Viren lassen sich von einem Mundschutz so wenig aufhalten wie eine Unterhose einen Furz am verduften [sic!] aufhält», heisst es in einem SharePic. Ist das korrekt?

Beurteilung

Wie mehrere Studien belegen, verringern Masken die Übertragung von Coronaviren. Der Vergleich mit der Filterwirkung von handelsüblichen Unterhosen ist insofern irreführend, da Gasmoleküle viel kleiner sind als Viren. Die Behauptung ist somit falsch.

Sachlage

Fakt 1: Viren und Bakterien sind grösser als Gasmoleküle


Darmwinde bestehen hauptsächlich aus Gasen, vor allem aus Kohlendioxid, Methan, Wasserstoff und schwefelhaltigen Gasen. Im Vergleich zu den Molekülen dieser Gase sind Viren und Bakterien um ein vielfaches grösser, schrieb René Rossi auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Während ein Virus etwa 60 bis 140 Nanometer gross sei, messe ein Gasmolekül nur etwa 0,1 bis 1 Nanometer, führte der Laborleiter für biomimetische Membranen und Textilien von der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) aus.


Leo Betschart von der ETH Zürich ergänzte, dass Coronaviren «nicht alleine unterwegs» seien, sondern als Tröpfchen zusammen mit anderen Viren. Das Grössenverhältnis gehe damit noch weiter auseinander, erklärte der Chemieexperte gegenüber Keystone-SDA. Das deutsche Ärzteblatt gibt eine Grösse von etwa 200 bis 20’000 Nanometer für solche Aerosoltröpfchen an. 

Aufgrund der Grössenunterschiede könnten Textilfilter durchaus Viren und Bakterien aufhalten, jedoch keine Moleküle, erklärt Rossi von der EMPA. Betschart von der ETH führt ergänzend noch den unterschiedlichen Aggregatszustand auf. Gase seien sehr schnell unterwegs und verteilen sich gleichmässig im Raum. Viren hingegen seien an Wassertröpfchen gebunden und somit seien diese als Flüssigkeit unterwegs. Diese werden bei einem Zusammenstoss eher abgebremst, so Betschart.

Zudem seien die Membranen der meisten Masken positiv geladen, erklärte Rossi. Dies sei ein zusätzlicher elektrostatischer Filter, um die meist negativ geladenen Viren und Bakterien aufzuhalten, erklärte der Experte der EMPA.

Herkömmliche poröse Textilien liessen Moleküle in der Grössenordnung eines Darmwindes ungehindert passieren, so Rossi. Es gäbe aber durchaus beschichtete Textilien, welche Darmwinde aufhalten können. Dabei kämen Beschichtungen aus Elastomeren, Gummi oder Neopren zum Einsatz, führt der EMPA-Experte aus.


Es gibt auch spezielle Unterwäsche, welche Gerüche durch Aktivkohle absorbieren und entfernen soll. Diese wird aus Holz, Torf oder Braunkohle gewonnen und auch bei Schuheinlagen verwendet, um Schweissgerüche zu binden.

 

 

Fakt 2: Masken sind wirksam

 

Das Coronavirus Sars-Cov-2 wird hauptsächlich durch Tröpfchen und Aerosole übertragen, die beim Atmen, Husten oder Sprechen entstehen und dann eingeatmet werden. Verschiedene Analysen aus dem Jahr 2020 zeigen, dass Stoffmasken die Übertragungsrate von Corona reduzieren. Masken verringern die Geschwindigkeit sowie den Tröpfchen-Auswurf des Atemstroms und fangen infektiöse Tröpfchen ab. Das Infektionsrisiko sinkt damit und schütz vor allem andere.


Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin wies im Mai 2020 darauf hin, dass eine Maske die Ausatmungsluft filtere und infektiöse Tröpfchen aufhalte. Somit schützt die Maske vor allem andere vor einer Ansteckung. Ebenso kamen kanadische Forscher zum Ergebnis, dass Masken das Infektionsrisiko senken. Forschende des Universitätsspitals Leipzig betonten ebenfalls, dass Masken die Verbreitung von Sars-CoV-2 reduziere.

 

 

Fakt 3: Keine Belege für die Übertragung von Viren via Darmwind

 

Ob Darmwinde bei der Übertragung von Viren eine Rolle spielen und somit eine Covid-19-Infektion auslösen können, ist wissenschaftlich nicht belegt.


Krankheiten können durchaus über Darmausscheidungen und das anschliessende Spülen der Toilette übertragen werden, wie Forschende feststellten. Der Grund dafür sei die dabei freigesetzten Aerosole. Jedoch wurde die Übertragung von Krankheiten durch die Toilettenspülung noch nicht nachgewiesen.


Durchfall kann ein Symptom für eine Covid-19-Erkrankung sein. Eine Übertragung von Sars-CoV-2 über die Toilettenspülung ist zwar möglich, wie bei einer Untersuchung festgestellt wurde. Diese ist jedoch kaum aussagekräftig, da lediglich ein einziges Haus und neun Infizierte untersucht wurden.


Ein Experiment mit nur einer Person zeigt, dass Darmwinde nur bei heruntergelassener Hose Bakterien in einer Petrischale wachsen lassen. Laut den Autoren sei dies ein Hinweis, dass Kleidung vor der Übertragung von Krankheiten durch Darmwinde schützen kann.

Der australische Arzt Norman Swan meinte im Podcast «Coronacast» im April 2020 auf die Frage, ob sich Corona über Darmwinde übertragen könne, scherzhaft,  dass glücklicherweise das Maskentragen den Geruch der Winde bedecken würden. Er empfahl weiter, nicht in der Nähe anderer Menschen zu pupsen.