23.08.2023 | Faktencheck

Brandrodung für Windkraftanlagen?

In der zweiten Hälfte Juli dieses Jahres wüteten verheerende Waldbrände auf der griechischen Ferieninsel Rhodos. Hotelgäste mussten wegen der gefährlichen Feuer evakuiert werden, etliche Touristen mussten die Insel mit Sonderflügen verlassen. Auch Schweizer Touristen waren davon betroffen. Doch was für Auswirkungen haben die verheerenden Brände auf Projekte wie Windkraftanlagen? 


Flammen verbrennen am 25. Juli 2023 einen Baum im Dorf Vati auf der Ägäisinsel Rhodos im Südosten Griechenland. Aufgrund von Bränden, die ausser Kontrolle geraten sind, mussten zahlreiche Evakuierungen durchgeführt werden. Foto: Keystone-SDA/AP Photo/Petros Giannakouris
Flammen verbrennen am 25. Juli 2023 einen Baum im Dorf Vati auf der Ägäisinsel Rhodos im Südosten Griechenland. Aufgrund von Bränden, die ausser Kontrolle geraten sind, mussten zahlreiche Evakuierungen durchgeführt werden. Foto: Keystone-SDA/AP Photo/Petros Giannakouris
Behauptung

Als die Brände wüteten, kursierte in den sozialen Medien die Behauptung, «dass genau im Brandgebiet Windkraftanlagen genehmigt wurden». Haben die verheerenden Brände einen Zusammenhang mit dem Bau einer Windfabrik oder wurden die Brände gar bewusst dafür entfacht?

Beurteilung

An verschiedenen Stellen auf Rhodos gibt es Windenergie-Projekte, nicht nur in den von den Bränden betroffenen Gebieten. Ein Motiv für Brandstiftung ist das nicht, denn die Errichtung von Windenergieanlagen ist in Griechenland auch in Waldgebieten erlaubt. Wälder dafür niederzubrennen, ist kontraproduktiv, da der Bau in verbrannten Gebieten mit mehr Auflagen verbunden ist.

Sachlage

Die griechische Windenergievereinigung (Eletaen) schreibt in einer Medienmitteilung am 18. Juli 2023, es gebe keinen Zusammenhang zwischen den Bränden auf Rhodos und den Windenergieanlagen. Derartige Behauptungen identifiziert Eletaen als «Verschwörungstheorie» und bezeichnet sie als «verleumderisch». Auch der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis bezeichnete im Parlament diese Behauptung als «Quatsch».


Wie in der Eletaen-Medienmitteilung steht, dürfen in Griechenland Windenergieanlagen unter Umweltschutzbedingungen auch in Waldgebieten installiert werden. Durch Brände zerstörte Wälder sind wieder aufzuforsten und gestalten die Installation von Windenergieanlagen schwieriger, da aufgrund der Brände mehr Auflagen für die Anlagenbetreiber anfallen.


In Griechenland dürfen laut Gesetz diverse Infrastrukturprojekte wie Anlagen für erneuerbare Energie unter Berücksichtigung von Umweltauflagen in bewaldetem Gebiet errichtet werden. Brennt ein Waldgebiet ab, wird es in der Regel zum Wiederaufforstungsgebiet erklärt.


Ein Urteil des Obersten Verwaltungsgerichts mindert zudem Anreize, mittels Waldbränden öffentliche Projekte zu verhindern. Das Gesetzt erlaubt zudem, auch vor der Wiederaufforstung mit dem Bau von Windenergieanlagen beginnen zu können. Die Verpflichtung zur späteren Wiederaufforstung bleibt jedoch bestehen. Die Zerstörung von Waldfläche erschwert die die Bauvorhaben für Windenergieanlagen in diesen Gebieten. 


Windenergieanlagen auf Rhodos


Gemäss dem Informationsportal der griechischen Energieregulierungsbehörde (RAE) sind auf Rhodos rund 60 Windkraftanlagen genehmigt beziehungsweise geplant: rund zwei Drittel davon im Südteil der Insel, die übrigen weiter nördlich, einige wenige im Brandgebiet von Juli 2023.


Einige Waldbrandgebiete befinden sich dort, wo im Juli 2023 Brände wüteten. Die Brände loderten jedoch auch in Gebieten, in denen der Bau von Windenergieanlagen untersagt wurde. Ausserhalb der Brandgebiete gibt es auf der Insel bereits fertige Windkraftanlagen.


Brandursache


Die Umweltorganisation WWF schreibt, die überwiegende Mehrheit - rund 95 Prozent - der Brände in Griechenland seien von Menschen verursacht, davon viele durch Fahrlässigkeit.